Poems

Various poems written by Friedrich Franz Ludwig von Schmalensee (FFL) over the course of his life.

Licht wie die Wolken, ziehn
Uns‘re Gedanken hin;
Schweifen umher. –
Treu und Beständigkeit
Die sein doch jeder Zeit
Wie’n Fels im Meer! ——-

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Ich sah heut einen Lebensmüden,
Der vom Genusse abgestumpft
______ ______ ______ ______ ______
______ ______ ______ ______ ______

Wenn man fühlt des Lebens Leere,
Füll man diese Lücken aus,
Sonst wird diese Leere – Schwere,
Die sich sehnt zum letzten Haus.

Wer nur einmal lebt, der lebe,
Tödte nicht des Lebens Glanz.
Wer nur einmal lebt, der strebe
Lebend nicht zu sterben ganz.

Lebend sein und nicht zu lieben
Was uns Gott im Leben gab;
Lebend sein, nicht Werte üben –
Das ist schon ein offenes Grab.

Drum mein Freund, willst ganz Du leben,
Nicht schon todt sein vor der Zeit,
Mußt dem Geiste Kraft Du geben;
Willenskraft, die halt‘ bereit.

Tritt dem Trübsal stark entgegen,
Halte fern die Leidenschaft;
Frohsinn lass die Brust bewegen,
Handle frei mit Lust und Kraft.

Viel hast Du wohl schon gelitten,
Viel hat Dich wohl auch erfreut,
Oft hat Freud und Leid gestritten,
Alles _____ weil es Gott gebeut.

Und wenn Deine letzte Stunde
Von dem Höchsten ist verfügt.
Danke Gott mit frohem Munde
Und Du hast den Tod besiegt.

1844
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Der Schmerz

Wenn Du möchest, daß Deine Liebe
Treffe einen Gegenstand,
Dem mit gleichem heißen Triebe
Ein liebend Herz Dir zugewandt (Dir sein Herz hat zugewandt);
Dann möchtest Du in Deinem Glücke
Einem Gott Dich gleich zu sein,
Trotzest jeglichem Geschicke,
Fühlst ja nur der Liebe Pein.
O wie süß ist Dir das Leben,
Wie wonnig der Geliebten Näh‘. (Wonnig der Geliebten Näh‘).
Sie nur ist Dein ganzes Streben,
Sie Dein Glück, Dein Wohl, Dein Weh‘. —

Doch – wenn nun der Gegenstand,
Den Dein Herz sich hat erkohren,
Achtung blos, nicht Lieb empfand,
Die im Herzen ward geboren?
Wenn Sie nicht mehr lieben kann?
Wenn ihr Todt ist ihre Liebe,
Wenn sie trauernd stets nur sann;
Wie dies nicht verborgen bliebe,
Daß ihr Herz nur so empfände,
Wie ein liebend Schwesterherz;
Und sie bittend hebt die Hände,
Nicht mögst Du zeigen Deinen Schmerz.

Dann fühlst Weh‘ Du in dem Herzen,
Das so wahr und innig liebt,
Fühlest namenlose Schmerzen,
Doch Dein Herz ihr gern vergiebt. –
Ach wie glücklich muß der sein,
Der so ganz geliebt sich weiß. –
Möcht‘st auch wohl so glücklich sein,
Möcht‘st geliebt sein so recht heiß? –
Ach Du trägst dann schwere Leiden,
Doch verbirg den armen Schmerz;
Flehe Gott an, daß er Freuden
Senk‘ in Dein gebrochnes Herz. –

1837
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Liebchens Augen

In den Spiegel zweier Sterne
Darin seh‘ ich mich so gerne,
Und die Brust sie wölbt sich hoch.
Lieb‘ ist doch ein schönes Joch.

Wenn sie freundlich auf mich schauen
So ganz Liebe und Vertrauen.
Dann – o seelig bin ich dann
Was doch die Liebe machen kann. – (Was doch Liebe machen kann.)

Hab ich etwas Bös’s gethan,
Freundlich strafen mich sie mich dann,
Wann sie zürnend sollten strafen,
Zorn hat nichts mit Lieb‘ zu schaffen.

Liebe spricht ja stets aus ihnen,
Lieb‘ die sie so ganz verdienen.
So lang sie leuchten hier auf Erden, (Stets so lang sie hier auf Erden)
Soll Liebe ihnen einer werden. – (Meine Lieb soll ihnen werden)

Und wenn sie fort sind, diese Sterne, (Wenn sie fort sind, diese Sterne,)
Weit fort in unbekannter Ferne, (Fort in unbekannter Ferne,)
Dann will ich auch nicht länger leben, (Will ich auch nicht länger leben,)
Dann sie sind ja mein ganzes Streben. (Sie sind ja mein ganzes Streben.)

Und ihr fragt, wo sind die Sterne
Worin Du Dich schauest so gerne?
Hört! Ihr Freunde, hört und schaut!
Seht die Augen meiner Braut.

Sie, die ich mir hab‘ erkohren,
Die aus Lieb‘ ich Treu geschworen,
Ihr gehört das Sternenpaar.
Schön wie die der Himmelsschaar

1835
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Bei der Bouteille
Sitz ich doch gar zu gern,
Ach und ich schwelge,
Bis früh der Morgenstern
Hoch steht am Himmel.
Der Welt Getümmel
Schläfert mich dann erst ein.
Adieu —————————- Wein

1845
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Otto’s und Helennes Geständniß

Holdes Wesen, süße kleine
Engel, sieh ich bet‘ dich an.
Lächle mir, ach werd‘ die Meine
Ewig seelig bin ich dann
Nimm mich auf o theures Wesen
Einz’ge, die ich auserlesen.

O! welche Seeligkeit, Dich mein zu nennen!
Theuerster zärtlich ja liebe ich Dich!
Träume ich, wache ich? Ich will’s bekennen:
Otto, mein Otto, o seelig bin ich. –

1843
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Rosigen Mädchen die Lippen zu küssen
Oder um Gunst flehend, zu ihren Füßen
Das thu‘ ich gerne
An alten Weibern was Schönes zu fragen
Oder wohl gar nach ihr Alter erfragen
Da bleib‘ ich fern

1843
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Sehnsucht nach dem Frühling

Wenn nur erst die Blätter sprießten,
Und die Sonne wärmer strahlt,
Wenn die Bächlein murmelnd fließen,
Drin des Himmels Blau sich malt;
Wenn der Vöglein Sang erklinget,
Wenn man hört der Hirten Ruf,
Wenn das Lämmlein fröhlich springet,
Und das Rößlein stampft den Huf.
Wenn der Auen zartes Grün
Nahrung giebt für Vieh und Wild.
Wenn die ersten Blümchen blüh’n
Und die Lüfte wehen mild. –
Ach! – Wie sehnet sich mein Herz
Dir, dem holden Lenz entgegen.
Freud‘ und Wonn‘ verdrängt den Schmerz,
Den des Winters Oed‘ erregen.

1836
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Das Alter kommt, die Haare verbleichen,
Die Zäh’n fall’n aus, es zittert das Knie;
Ein Weib will nie ein Alter erreichen,
Die Kunst ist da und die benutzt sie.

1844
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Mutterliebe und Rabenmütter

Der Schöpfer befahl, daß das Weib soll in Schmerzen
Das Kindlein gebären, das sie sich bewußt.
Er legte es weislich so nahe dem Herzen,
Und über dem Herzen die nährende Brust. –
Was lange beim Weibe am Herzen gelegen,
Was Wonne und Schmerzen bereitete ihr,
Das muß ihre Liebe auf’s Höchste erregen;
Gerne läßt sie das Leben giebt alles dafür. –

Ich kannte ein Weib die gebar einen Knaben,
Ein Engel von Schönheit, so lieblich und fein;
Doch wahrlich, man findet es nicht bei dem Raben;
Das Weib, o das böse, sie ließ ihn allein.
Sie kümmert sich nicht um den lieblichen Kleinen.
Fröhnt lieber Genüßen, dem Putz und dem Tanz,
Sie kümmert sich nicht um des Hülflosen Weinen:
O Mutter! O Mutter! Vergißt Du mich ganz?

1844
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Die Schönheit

Schönheit ward von Gott gegeben
Wem sie ward, dem ward sehr viel.
Doch wer glaubt, daß sie im Leben
Alles sei, verfehlt sein Ziel. –

Schönheit ist die äußere Hülle,
Jeder sieht`s im Augenblick.
Doch wem fehlt des Geistes Fülle,
Bleibt gar bald, sehr weit zurück. –

Auch das Herz muß Schönheit zeigen;
Lieb‘ und Treu‘, Gehorsam, Pflicht.
Wem dies Alles hier ist eigen,
Zeige dreist sein schön Gesicht.
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(Ist weiter hinter mit Zusatz abgeschrieben)
(FvS)

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Warum strebst Du nach Schönheit?
Ach sie vergeht doch so bald.
Strebe lieber nach Reinheit!
Bist denn doch schön, wenn Du alt.
Rein erhalte dein Leben,
Falten, die laß im Gesicht.
Rein sei stets nur dein Streben,
Rein tritt vor Gottes Gericht. –

1843
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Wer nicht schön ist von Gesicht,
Kann doch schön von Herzen sein.
Körperschönheit zieret nicht
Den, der nicht von Herzen rein.
Ist der Geist nun auch noch fade,
Um den Menschen ist es schade.

Drum wer müßen nicht ist schön,
Strebe einen schön zu werden,
So wird er sehr wohl besteh’n
In dem Leben hier auf Erden.
Dort in Jenseit geben Alle
Rechenschaft auf Richters Schaale.

1843
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Schön und reich, das bringt viel Freuden
Schön und dumm, das ist ein Leiden,
Schön und arm, kann doch was werden,
Schön und klug, ist reich auf Erden.

1843
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Die Schminke

Glaub‘ doch ja nicht, daß die Farben,
Die du künstlich aufgetragen,
Decken kann die großen Narben,
Die kennt hier doch Jedermann.
Schwarz sollst lieber du dich streichen,
Da das Weiß die Unschuld ist;
So kannst jedem auch doch zeigen,
Daß du reu’gen Herzen’s bist.
Willst die Schönheit du erzwingen?
Thörin, die erzwingst du nie.
Willst Anbeter dir erringen?
Thörin, spare die die Müh‘. –
Schwarz streich dir das gelbe Leder, (Schwarz streich dir’n gelbes Leder,)
Schwarz Arm, Busen und Gesicht;
Schwarz wie Tinte in der Feder,
Andre Farben brauche nicht. –
Ziehe aus das Kleid von Seide,
Lege ab den blanken Putz;
Unschuld zur Gesellschaft neide,
Pest verbreitet nur dein Schmutz.
Kannst du Ruhe wohl noch finden
Worin Gewissen in der Brust?
Lassen Ruh‘ dir deine Sünden,
Der du gräßlich dich bewußt?

Bete, wenn du’s noch kannst wagen:
„Herr vergieb mir meine Sünd‘.“
Laut schreien gegen dich die Klagen,
Darum bete noch geschwind.
Sonst mußt so zur Höll‘ du fahren
Ohne Beicht‘ und Segensgruß,
Drehst im Grab dich um nach Jahren,
Schmeckst das Teufels Schwefelkuß.

1844
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Ihr Grinsen

Die lächelnde Miene, mit der wir empfangen, (werden)
Die sieht uns als Freund an, die sieht uns gefangen.
Die lächelnde Miene behält sie stets bei,
Was Andern begegnet, ist ihr einerlei. –
Sie senket in Lächeln den neidischen Blick,
Erfährt sie, daß Andern begegnet ein Glück.
Erfährt sie, daß Andern begegnet ein Leid,
Erlebt sie die lächelnden Blicke voll Freud.
Erblickt sie im Spiegel Ihr‘ grünlichen Linsen,
Dann freut sie sich über ihr teuflisches Grinsen.

1844
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Vergieb

Vergieb mein Freund, wie dir vergeben,
Vergieb, was sie dir hat gethan.
Trag‘s nicht mir dir durch’s ganze Leben,
Vergällst dir sonst die schöne Bahn.
Weit steht die Welt dir ja noch offen,
Du bist noch jung, drum mäße dich.
Dir bleibt das Schönste noch zu hoffen;
Ein schwacher Mann, der beuget sich.
Sie eingedenk der heil’gen Pflichten,
Die dir vom Himmel auferlegt.
Zum Himmel mußt den Blick du richten,
Wenn Schwermuth dir de Brust bewegt.
Vergeben soll ja Allen werden,
Darum mein Freund vergieb auch du. –
Dem Reu’gen ist es Trost auf Erden,
Daß Gott vergiebt, geht man zur Ruh‘.

1844
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Der mutterlose Knabe

Schlafe sanft mein Kind (Knab‘), es schützt Dich
Deines Vaters starker Arm.
Deine Mutter fern, die putzt sich,
Denkt nicht an des Kindes Harm.
Ohne Mutter armer Knabe
Lerntest Du der Sprache Laut.
Glaube nicht, sie sei im Grabe;
Sie ist eines Andern Braut.
Ohne Mutter armer Knabe,
Lerntest Du den ersten Schritt,
Schreiten mußt Du bis zum Grabe,
Dir folgt nie der Mutter Tritt.
Armer, Dir ist nicht beschieden,
Daß Dich zieht die Mutter groß.
Nimmer kannst Du mehr hinieden
Ruhen in der Mutter Schoß.
Sie denkt nimmer an den Knaben,
Den sie einst im Schmerz gebar;
Will sich nicht am Anblick laben,
Ließ Dich schon so manches Jahr.
Doch wenn Sie Dich auch verlassen,
Du verlaß die Mutter nicht,
Du darfst nicht die Mutter hassen,
Sonst straft Gott Dich vor Gericht.
Bete Knabe zu dem Gotte,
Daß er deiner Mutter zeih‘.
Fehlte sie auch dem Gebote,
Einst fühlt sie doch schwere Reu‘.
Bete, daß sie Gott vor Schaden
Hüte, in dem ird’schen Lauf.
Bete, daß er sie im Gnaden
Nehme einst im Himmel auf.
Dein Gebet, Du zartes Wesen
Ist so schuldlos und so rein,
Gleich den Engeln, die erlesen,
Seines Thrones Zier zu sein. –

1844
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Ein Schöngeist wollt schreiben, er wußte nicht was.
Zum öfteren macht er die Feder schon naß.
Er steckte sie langsam dann heiter das Ohr
Und suchte zum Trost sich die Pfeife hervor.
Er stopft sie bedächtig und zündet sie an
Und dampft bald, als wär er die (Eß‘) des Vulkan
Er qualmte und gaffte, ihm fiel doch nichts ein,
Da dacht‘ er, ich lasse das Schreiben heut‘ sein.

Wohl viele von denen, die heut zu Tag schreiben,
Die thäten weit besser, sie ließen es bleiben.
Denn wenn sie nichts wissen, steigt auf ihre Galle,
Zersetzen dem Alles mit giftiger Kralle.
Sie spotten und lästern und schimpfen und (fampfen)
Und zeugen den Tabak, den qualmend sie dampfen.
Sie liefern Journalen phantastische Worte.
Ihr Schneider frägt drunter nach ihrem Wohnorte.

1843
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Unglück

Seht dort jenen kleinen Herrn
Tanzend mit dem schönen Weibe, (dem größren Weibe)
Wie er muß die Beine sperren,
Daß er ja doch bei ihr bleibe.

Wie er fest sich an sie klammert,
Daß er nicht verloren geht.
Ach der Ärmste mich schon jammert,
Wenn er erst nur wieder steht.

Nein! Er wagt’s zum zweitenmale;
Schon scheint ihm der Pust benommen.
Alles staunt und lacht im Saale.
Ha! nun sind sie angekommen.

Sie stellt ihn behutsam nieder,
Hält ihn noch ein Weilchen fest;
Macht’nen Knix und setzt sich nieder.
Dienernd er sie nun verläßt

Doch er ist ganz ausgerecket,
Geht im Goliath’s-Schritt einher –
Hoch empor den Kopf er strecket,
Wird ihm auch das Athmen schwer.

Bald packt er’ne feste Lehne
Mustert dann den Stiefelsitz, (seinen Stiefelsitz,)
Thut als ob er vornehm gähne,
Klagt dem Nachbar über Hitz.

Stolz ist er, daß’s ihm gelungen
Mit der schönen Frau der Tanz,
Wenn sie ihn auch hat bezwungen.
Sie wer doch des Balles Glanz.

Vornehm sieht er an, die Andern,
Dünkelhaft war so sein Sinn.
Da blickt er im weiter Wandern
Plötzlich auf den Spiegel sie.

Doch wer malet seinen Schrecken,
Ihm entfällt sein neuer Hut.
Ohnmacht droht dem armen Gecken,
Wechselt bald mit Zornes Glut.

Es war ihm ein Knopf gesprungen,
Schmutzig sah das Hemde aus.
Zwischen Hos‘ und West‘ gedrungen,
Hing’s ne halbe Ell‘ heraus.

Er mit einem Satz zur Thüre,
Sieht im Fliehen nicht den Tisch,
Worauf Thee im Goldgeschirre,
Punsch und Kuchen im Gemisch.

Er stürzt sammt dem Tische nieder,
Über ihn, was oben stand.
Abgebrüht zieht man ihn wieder,
Gleich dem Fisch, ans trockne Land.

Spät den andern Tag im Bette
Schwer er, noch wie’n Karpfen blau,
Nie, sei’s auch die größte Wette,
Tanz er mit er mit’ner größeren Frau. –

1843
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Ach ich fühlte in dem Herzen
Eine Kält‘ ein eisig Weh‘
Es sind keine Liebesschmerzen
Es sind Qualen. Ich gesteh‘
Daß ich keine That begangen
Deren ich mich schämen müßt;
Doch verfärben sich die Wangen
Gleich dem Sünder, der da büßt. –
Ich könnt ernst mich glücklich nennen,
Doch das Schicksal, hart und schwer
Wollte, daß ich mich sollt‘ trennen
Von dem Liebsten um mich her.
Eine böse Schlange zischte
Gift’gen Hauch an meinen Heerd,
Und ihr schleim’ger Geifer mischte
Unfried‘, der das Glück zerstört. –
Einsam sitz ich nun und leide,
Fühl‘ noch Jugendkraft im Arm
Find‘ nicht Lust an Scherz und Freude
Nichts macht mehr das Herz mir warm. –

Ha wie feige ich mich finde,
Laß mich schrecken von dem Wurm
Ha – bei Gott, ist es nicht Sünde,
Daß ich beuge mich im Sturm?
Auf empor den Kopf gehoben,
Schau dem Feinde ins Angesicht,
Dein Gebet, das send nach oben,
Der da oben läßt uns nicht. –

1844
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Lieb‘ und Weh

Glaubst Du denn, daß in der Ehe
Fühl‘ man nur der Liebe Pein?
Glaube mir, es giebt auch Wehe;
Lieb‘ und Weh, die müssen sein.
Lieb‘ und Weh, die sind vermählet,
Lassen von einander nie,
Beide haben sich gemählet;
Lebensglück vermählte sie.
Wenn der eine trauernd weinet,
Tröst’t der andere mit dem Kuß.
Lieb‘ und Wehe, beid‘ vereinet
Sind der Ehe Hochgenuß. –

1845
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Das Weib, dem Treue ich geschworen
Der ich getraut ward am Altar
Die mich zum Gatten hat erkohren
Ihr bin ich ganz auf immerdar. –

O! wenn dies Weib mich wollte zwingen
Durch ihre Sanftmuth, Liebe, Treu;
Bei Gott der Gattin kann’s gelingen,
Daß meine Achtung Liebe sei.

Wenn solch ein Weib ich könnte finden
Ich reicht ihr gern die treue Hand,
Wollt in ihr Haar die Mirthe winden
Ihr treu sein bis zum Grabesrand. –

1846
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Ein Weib, die bot mir nicht zum Küßen
Die Hand, ich küßte auf den Mund.
Mein Herz entflammt bei dem Genusse
Ich liebte sie von jener Stund.

Ich werd die Liebe treu bewahren
Wie ich’s gethan seit langer Zeit
Und wenn ich sterbe einst nach Jahren,
Ich lieb‘ sie bis in Ewigkeit.
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Ein Masken=Scherz

Ich war bei Kroll
Da ging’s her toll
Im großem Königssaale
Ein Maskenball
Erfreute All‘,
Berauscht ward man beim Mahle.

Im Narrenkleid
Die Brust erfreut
Weil Herrn und Damen zogen,
Beim Kerzenglanz
Im wilden Tanz
Sah man das bunte Wogen

Sehr wohl versteckt
Die Masken deckt
Manch‘ Wang‘, die sonst sich scheute
So unerkannt
An Freundeshand
Zum Druck den Arm gern beute

Zur Mutter spricht
Ein schön Gesicht
„Laß heut zur Muhen mich gehen!“
Man kannte sie
Von spät bis früh
Bei Krollen tanzen sehen.

Zu Hause bracht
Nach Mitternacht
Ein junger Herr die Dame.
Zwar reich bescheert,
Doch auch entehrt
Lebt ferner sie dem Grame.

Mit froher Stirn
„‘Ne Lampendirn‘“
Geht dort auch eine Schöne,
Ein junger Fant
Reicht ihr die Hand
Erkennt nicht die Sirene.

Sie schleppt ihn fort
An dunklem Ort.
Ward ihm sein Blut vergiftet.
Die Wunde brennt
Er nun erkennt
Was sie hat angerichtet.

Dort ist‘ ne Braut,
Die bald getraut,
Sie ist vermummt und heiter.
Ganz tief maskiert
Ein Freund sie führt
Zum Tanz und auch wohl weiter.

Sie ward getraut
Als Jungfrau Braut,
Und war ganz Seel‘ und Wonne;
Früh war es zwar,
Als sie gebar;
Ein Knab‘ erblickt die Sonne.

‘Ne junge Frau,
Das Auge blau,
Die Unschuld scheins auf Erden.
Sie folgte kalt,
Dem Mann so alt;
Sie wünscht geliebt zu werden.

Es drängten sich
Gar ritterlich
Viel Herren um die Kleine.
Ein jeder schwor
Ihr in das Ohr
„Er sei der einzig Eine.“

Sie lauschte gern
Den schmucken Herr’n
Verwünschte den Mann, den kalten.
Der boßte sich;
Entsetzelich
Empörte dies den Alten.

Die jungen Herrn,
Als sie es hör’n,
Daß grob er sie gescholten,
Verschmähten Sühn,
Umkreisten ihn,
Zum Saal hinaus ihn rollten.

Ihr klopft die Brust.
In banger Lust
Wogt auf ab ihr Mieder
Ihr ferner Loos
Sich mir verschloß,
Ich sah sie niemals wieder.

Ich saß allein,
Da fiel mir ein:
„Was wohl die Freunde machen?“
Nach Narren Art,
Mit Mask‘ und Bart
War’n sie entstellt zum Lachen.

Den Witz zum Ziel
In Wortespiel
Fand ich, so wollt‘ ich meinen,
Im Redefluß
Und Maskengruß
Im dichten Kreis den Einen.

Die Preßfreiheit
Und Mäßigkeit
Das war der Sinn der Rede.
Ein Päärchen hold
Er retten wollt
Aus hart bedrängter Fehde.

Er ward befreit.
Und „Hurrah!“ schreit
Der ganze wilde Haufen;
Der Doppelsinn
Erfreute ihn,
Das Päärchen konnte laufen.

Von schwarzer Seid‘
War Mask‘ und Kleid
Des Redners mit der Brille.
Der, wer ihn kennt,
Ihn doppel nennt
Ich schweig‘ ______ es ist sein Wille.

Im Weitergeh’n
Bleib‘ ich bald steh’n.
Ich traf dort einen Andern
„Auf meiner Ehr!“
So sagte er
„Wir wollen weiter wandern.“

Er klagte sehr,
Ihm ward es schwer,
Die wahre Lust zu finden.
Der Mädchen Sinn,
Der ärgert ihn,
Er konnt ihn nicht ergründen.

Ich lachte fast
Mir einen Ast,
Als er mir wollt erklären,
Die schöne Ann‘
Von Jedermann
Ließ sich doch nicht bethören.

Die Gießerin
Die hätte ihn
Schon lange hergehalten.
Ihr schön Gesicht
Ergeb‘ sich nicht
An Jung, noch an den Alten.

Es sei sehr schwer,
So meinte er,
Die Bertha zu besiegen.
Wer sich berühmt,
Sprach er verblümt,
Der Minna, das sei’n Lügen.

Er nannte lang‘,
Mir ward ganz bang‘,
Nach einem Sack voll Namen,
Die allersamt
Mir oft genannt.
Ich sprach begeistert ——- Amen!

Doch muß auch ich
Hier feinerlich
Mich bei ihm noch bedanken.
Er hat gemacht
Daß ich gelacht,
Daß wir gespeis‘t und tranken.

Die Müh allein,
Die war all‘ fein,
Darum erschall’n die Böller.
Ihr fraget mich:
„Wie nannt er sich?“
Er heißt Baron von Föller.

Als drauf zum Mahl‘
Die Freunde all
Versammelten sich wieder,
Gab nun Kraft
Der Rebensaft,
Er stärkt die müden Glieder.

Manch witzig Wort
Das würzte dort
Die Freud‘ bei dem Genuße.
Da trat herein
Ein Herr, der fein
Entgegnete dem Gruße.

Der junge Herr
War müde sehr,
Wir luden ein zum Sitzen.
Die (frohste) Lust
Bewegt die Brust
Des Herrn von den Strelitzen.

Als nach dem Mahl
Der Masken Zahl
Vermindert sich um Viele,
Den Saal mal lang
Er übersprang
Den breitesten Tisch und Stühle.

Er ruhte sich
Gar wonniglich
An Anna’s weicher Seite
Sie wehrte zart
Nach Mädchen Art.
Doch sie der Kuß erfreute.

Ich muß gesteh’n
Sie war bildschön
Und lag auf weichen Hüssen.
Ein andrer Herr,
Verliebt gar sehr,
Der lag zu ihren Füßen.

Mit grau meliert
Doch wohl frisirt
So war der Kopf des Herrn
Es hat der Witz
Drin seinen Sitz
Der half die Lust vermehr’n.

Halb (Ernst), halb Lust
Sich wohl bewußt,
Er könn‘ Genuß nich hassen
Es trinkt, es küßt,
Es scherzt, genießt
Die Wonn‘ der Herr von Baalsen.

Im Ruhe-Nitz
Da war der Sitz
Von hunderttausend Teufeln,
Er neckte All‘
Im ganzen Saal,
Viel wollten fast verzweifeln.

Den Contra=Tanz
Verdarb er ganz
Durch seine wilden Sprünge.
Die Maske fällt
Ihn wohl entstellt
Er trieb die tollsten Dinge.

Ich muß gesteh’n
Wär er Kap’tain,
Sähn’n wir noch andre Sachen.
Doch das Exam`
Das Gott verdamm,
Das sollt er jetzt noch machen.

Im langen Kleid
Von weißer Seid‘
Mit rother Pellerine,
So schritt einher
Ein Herr mit sehr
Vergnügter froher Miene.

Er fürchtet nur
Des Weines Spur
Den Mantel könnt verderben.
Er spart zu früh;
Denn Dank wird nie
Dem Todten von den Erben.

Zum Bachanal
Und gutem Mahl
Er Lust hat ohne Gleichen;
Ob Amors Freund‘
Ihm schon ist leid?
Fragt selbst Graf Bach den Reichen.

Graf Knipferling
Am Arme hing
Von Blonden und Brünetten.
Polka und Kuß
Seid Hochgenuß
Des Herrn. Drauf will ich wetten.

War ein Geschrei
Er war dabei;
Oft diente er als Weiser. (Anführer)
Als aus dem Bett
Tags drauf sehr spät
Er stand, war er ganz heiser.

Einmal verschwand
An schöner Hand
Mein Freund auch aus dem Saale.
Doch ich verstumm‘
Frägt man: „Warum?“
Er leerte Amors Schaale.

Auch war zu schau’n
Mit ros’gen Laun
Ein andrer Lustgenosse;
Gar förderlich
Bemüht er sich
Zu höh’n die Freud dem Trosse.

Er führt herein
Vier Mädchen fein,
Sie war’n aus den Balletten.
Es waren zwei
Ungern dabei, ungern?? etwas mit i??
Zwei waren Amoretten.

Es freut sich sehr
Der gnäd’ge Herr,
Daß sie sich amüsiren.
Zu seiner Zeit
War er bereit
Die Schönst‘ zu Tisch zu führen.

Viel übrig blieb,
Was ihn antrieb
Zum Glaub‘, daß Hunger bitter
Er holte schnell
Zur Speisestell
Die hungrigen vier Mütter.

Bald war’n sie matt.
So war’n sie satt
Von Wein und von den Braten
Ich glaub‘, daß sie
Im Leben nie
So satt gegessen hatten.

Der Herr nun ging
Am Arm ihm hing
Die niedlichsten der Netten.
Ich folgt dem Tritt
Und nahm mir mit
Die zweit‘ der Amoretten.

„O! sage mir!
So fraget ihr,
„Wir woll’n es treu bewahren“
„Wer war der Mann?“
Ich deut‘ ich an.
Das Haupt war’s der Lausaren.

Manch andere Herrn
Den möchte‘ ich gern
Noch mit hin ein verstricken.
Doch mein Gedicht
Zu lang‘ schon spricht.
Es möchte‘ mir auch nicht glücken.

Ich bitt‘ nur noch
Verschont mich doch
Mit allen Recensionen.
Es wäre hart.
Die Müh erspart,
Denn schwerlich würd‘ es lohnen.

Es wär mir lieb,
Was ich hier schrieb,
Sollt‘ Ihr es einmal lesen
Wenn’s Euch erfreut,
Denkt jederzeit,
Daß es nur Scherz gewesen.

Bald sind wir fern.
Doch wenn wir hör’n
Des Andern Wohlergehen;
Dann denket sein.
Denkt auch wohl mein,
Vergeßt nicht Schlankfeldsein.

1844
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Lieb‘ und Haß

Die Lieb‘ und Haß, das sind Gefühle,
Die jedem Menschen eigen sind.
Zum Herzen drängt des Blut’s Gewühle,
Macht pochen es, wie Sturmeswind,
Kann man in beiden sich ersatten.
Strömt wild das Blut, bis zum Ermatten,

Die Lieb‘ und Haß sind so verschieden,
Wie dunkle Nacht und Sonnenschein.
Haß folgt der Liebe oft hinieden;
Doch war dann wohl die Liebe mein?
Erscheinen thun sie beide schnell
Und räumen ungern ihre Stell‘.

Die wahre Liebe kann nie hassen,
Sie ist zu edel und zu rein. –
Wo man die Lieb kann fallen lassen,
Da stellt sich oft das Hassen ein. –
Erscheinen beid‘ auf Herz=Gebot,
Dann währen sie bis nach dem Tod.

1845
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Luftschlösser

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Und dann mit diesem vielen Gelde
Kauf ich ein Gut mir und ein Schloß,
Umgeben mit dem Weizenfelde,
Wohl viele tausend Morgen groß.
Den Blumengarten, den muß zieren
Der seltensten Gewächse Zahl.
Im kühlen Park geh‘ ich spaziren
Wenn ich geschwelgt beim frohen Mahl.
Im Stall hab ich die schönsten Rosse,
Die besten Hunde halt ich mir;
Ich fahre aus in der Karosse,
Doch nie mit Zwei, nur stets mit Vier. –
Die schönen Heerden seh ich weiden
Auf üppiger Wiesen zartem Grün.
Besehe dann die großen Heiden,
Und drin das Wild im Rudel ziehen.
Und wenn der Winter kommt, dann fahre
Ich nach des Königs Residenz,
Vergnüg‘ mich dort im halben Jahre
Und kehre heim im schönen Lenz.
Im Sommer mach ich große Reisen,
Geh‘ nach der Schweiz und nach dem Rhein.
Ich hörte oft Italien preisen;

Da werd ich bald gewesen sein.
Doch bald vergaß ich noch das Beste,
Ich nehme mir ein schönes Weib,
Die aber bleibet zu Haus, im Neste;
Auf Reisen giebt’s schon Zeitvertreib. –
Ich kauf mir auch die schönsten Sachen,
Woran mein Geist sich kann erfreu’n.
Ja ich will alles prächtig machen,
Es soll ‚ne wahre Freude sein. –
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Ach Gott, ich habe noch heut nichts gegessen,
Ich habe im Magen gewaltige Pein.
Ach Gott, ich träumte Ich hätte indessen
Zwei Groschen verdient, die wären doch mein. –

1845
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Der Schöpfer, der gab allen Menschen den Ruf,
Das Schöne zu greifen, was mächtig er schuf. –
Die Menschen, die nichts mehr vom Schönen woll’n wissen,
Die tödte man; die werd’n zur Hölle geschmissen. –

1844
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Die Schönheit

Schönheit ward von Gott gegeben,
Wem sie ward, dem ward sehr viel.
Doch wer glaubt, daß sie im Leben
Alles sei, verfehlt sein (das) Ziel. –

Schönheit ist die äußere Hülle,
Jeder siehts im Augenblick.
Doch wem fehlt des Geistes Fülle,
Bleibt gar bald sehr weit zurück.

Drum laß Schmink‘ und Schnürleib liegen,
Ist auch nicht dein Körper schön;
Diese werden niemals siegen,
Leicht kann man das Falsche sehn.

Schminke aus dem Geist mit Reizen,
Schminke aus dir den Verstand.
Schönheit dieser, das sind Beitzen,
Die preist lobend jedes Land. –

Auch das Herz muß Schönheit zeigen
Lieb‘ und Treu‘, Gehorsam, Pflicht.
Wem dies Alles hier ist eigen,
Zeige dreist sein Angesicht. –

1844
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Weib, o Du schönes, ich sah Dich
Schönste, erlesen aus Schönen.
Jeder, der nah’t Dir, der freut sich,
Fühlt Deine Hoheit, im Sehnen. –

Mutter Natur, die erschuf Dich,
Um doch der Menschheit zu zeigen,
Wie sie vergeblich bestrebt sich,
War ihr so mächtig ist eigen. –

Alles vollkommen an Schönheit,
Reichthum an Reize der Jugend,
Alles das ward dir Du Hoheit,
Spiegel der Sitte und Tugend. –

Kunst, o Du weinest aus Kummer,
Siehst Du, dies prächt’ge Gebilde.
Prahlst Du auch sonst, Du wirst stummer,
Siehst Du sie, lieblich und milde.

Tadeln willst immer so gerne;
Bessern, das ist Dir nur Freude.
Beides bleibt Dir hier wohl ferne,
Darum Kunst weinst Du im (Neide)

Hoch stehst Du Einz’ge erhaben.
Zürn nicht dem staunenden Blicke,
Laß an dem Anblick mich laben,
Daß ist die Wonn‘ mir im Glücke.

1843
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Freund, o Du tadelst mein Schwärmen,
Schwärmen das ist doch so süß;
Kann so im Herzen mich wärmen,
Bei dann der Wonne gewiß. –
Trag ich ein Bild in dem Herzen
Schau ich’s so lieblich und schön,
Schwelg‘ in dem seeligen Schmerzen,
Die mir aus Wonne entstehn. –
Laß mir o Freund doch die Wonne,
Laß mir die einzige Freud.
So nur erblick ich die Sonne,
Schütz mich vor irdischem Leid. –

1845
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Wenn man einen Brief will schreiben,
Muß man nicht gleich stecken bleiben,
Doch ich kau am Feder=Stift,
Finde keine Überschrift. –

Wären wir schon lang bekannter,
Wär ich auch darin gewandter. –
Da – ein Genius mir erscheint,
Der räth mir; schreib „Lieber Freund!“

1845
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Wohl dem, der denken kann „ich erbe
Den Dank von Vielen, wenn ich sterbe. “
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Wenn sich die Lippen im Kusse vereinen,
Drücken die Lieder der Augen sich zu.
Liebende küssend, im Himmel sich meinen;
Doch dieser Himmel, der schwindet im Nu.
Um nun ein Weilchen im Himmel auf Erden
Sich zu versetzen, verschließt sich der Blick. –
Seelig im Himmel wünscht jeder zu werden.
Seelig auf Erden, ist sparsames Glück. –

1843
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Das treue Bild

Ich habe zwar schon viel gesehen
Und häng‘ nicht ab von Launen,
Doch jüngst hin blieb ich freudig stehen
Und weilt im wonn’gen Staunen.
Zwei zarte Jungfrau’n waren da
Am fernen Meeresstrande;
S __iden waren’s, die ich sah,
Entstammt aus Ob’rons Lande. –
Den feinen Körper schmückten zart
Die schönste Form der Glieder,
Ihr Gang war wahrhaft Feen=Art,
Wie man es liest in Lieder. –
Der Sprache zarter Silberton
Klang in das Ohr zum Herzen;
Solch Klang bringt manchen Erdensohn
Zu Schweigen, Danken, Schmerzen. –
Das Auge, das in Sanftmuth schaut,
Der Wangen leise Röthe,
Die zarte, feine, weiße Haut
Das schöne Bild erhöhte.
Solch Bild zu schildern, da ist fad‘
Des kühnsten Dichters Sprache.
Des Malers Farben sind zu matt
Er malt nur Stümpersachen.
Doch hab‘ ich mir ein treues Bild
Tief in das Herz geschrieben,
Das sieht mich an, ernst, sanft und mild;
Dies Bild ist treu geblieben.

1845
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Wenn mit dem feurigen Arme der Liebe,
Presst der Geliebte das liebende Weib,
Regen in beiden sich glühende Triebe
Mund schließt an Mund sich und Leib sich an Leib. –
Sterbende Blicke, die nichts mehr erschauen,
Gleisende Athem aus strömender Brust,
Feurige Wonne und schauriges Grauen,
Ahnen sie Alles, sind nichts sich bewußt. –
Es folgt Erwachen dem süßen Ermatten,
Seligkeit strahlt aus dem schwimmenden Blick.
Innige Küße noch wechseln die Gatten,
Eh‘ sie dem Ird’schen sich geben zurück.

1844
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Seele und Herz

Meine Seele, die ist Gott,
Doch mein Herz, das ist auf Erden.
Beide folgen dem Gebot,
Beide wollen selig werden.
#
Wenn nicht Seele ist im Herz,
Will der Mensch nur liebend scheinen,
Bringt dem andern Herzen Schmerz
Glaubt nicht an das Andern Peinen.
#
Drum wer meint, er wolle frei’n,
Frag sein Herz erst nach der Seele,
Wer wollt wohl so schändlich sein,
Daß er Andern das Glück stehle. –

1844
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Am Grabe meiner Louise

Thränen rinnen über meine Wangen;
Aus dem Herzen strömt der reiche Quell.
Trauernd und im wehmuthsvollen Bangen,
Weil ich an des Kindes Grabesstell‘.
Thränenschwer heb ich den Blick nach oben,
Send zum Himmel auf mein heiß Gebet.
Herr mein Gott, ich muß Dich dennoch loben;
Ließ’t Du mir auch nicht, was ich erfleht. –

Zartes Wesen, Du bist nun im Himmel,
Schwebst als Engel um des Herrschers Thron,
Schied’st so früh schon von dem Weltgetümmel
Seeligkeit, das ist Dein schöner Lohn. –
Schwebe Engel auch um meine Schritte,
Die ich schreit‘ in meiner Lebenszeit;
Unterstütz beim Höchsten meine Bitte,
Bis er ruft auch mich zur Ewigkeit.

1844
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An . . . .
Bei Überreichung eines Schmuckes.

Ist die Schlange
Eine Spange
Drückt sie aus: Beständigkeit.

Dir ganz eigen
Werd‘ ich zeigen,
Daß ich treu bin allezeit.

(Reim) die Schlangen
laß sie prangen
Auf dem Busen, mir zur Ehr‘.

An ihr Kleiden
Laß mich weiden
Liebes Mädchen, dies Gewähr‘.

1836
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Seelig ein Kind noch zu sein,
Nach einem Liede aus Czaar und Zimmermann

Sonst spielt‘ ich als Knabe in Unschuld so gerne
Der Kummer des Lebens, der blieb mir stets ferne
Die Freud‘ eines Andern, die war mir stets Glück,
Froh kehrt‘ ich zum Arme des Vaters zurück.
Und liebkosend sprach er: Lieb‘ Knabe bist mein.
O seelig, o seelig, ein Kind noch zu sein!
#
Nun bin ich ein Mann schon, nun fühl‘ ich ein Herz,
Nun fühl‘ ich am tiefsten den eigenen Schmerz.
Ich suchte das Glück wohl, doch fand ich es nicht;
Mein Herz, o das arme vor Wehmuth mir bricht!
Mit klopfendem Herzen, ich steh‘ doch allein.
O seelig, o seelig, ein Kind noch zu sein!
#
Und endet dies Streben und endet dies Sein,
So wird dem Vergeß`nen ein Denkmal von Stein.
Ein Denkmal im Herzen erwarb er sich kaum,
Mein innigstes Wünschen war doch nur ein Traum
So ruf‘ denn Allgüt’ger. In Frieden geh‘ ein.
Ich sehn‘ mich, begeistert dein Kind bald zu sein! –

1845
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Das Echo am Galgen

Verbrecher: Was stört so grausam mich hier noch im Grabe!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Rabe
Verbrecher: Was willst Du von mir? Laß mich doch in Ruh‘!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Uh.
Verbrecher: Ich hab‘ nichts mehr, man nahm mir auch das Leben!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Eben.
Verbrecher: So weich‘ von hier und lasse mich in Ruh‘!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Uh.
Verbrecher: Ich schlug einst todt, mir ist vergolten worden!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Orden.
Verbrecher: O störe ferner nicht des Todten Ruh‘!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Uh.
Verbrecher: Stör‘ mich nicht länger durch Dein scheußlich Krächtzen!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Ächtzen.
Verbrecher: Gönn‘ dem Gebein doch die ersehnte Ruh‘!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Uh.
Verbrecher: Ha! scheußlich ist’s am Galgen dies Geheule!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Eule.
Verbrecher: O Tod! Ich dacht in Deinem Arm‘ sei Ruh‘!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Uh.
Verbrecher: O hartes Schicksal, schwer wollt’st Du mich !
Echo: —– —– ——- —– —– —– —–
Verbrecher: Du gönntest mir im Leben niemals Ruh‘.
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Uh.
Verbrecher: Die Menschen waren stets nur meine Drachen.
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Rachen.
Verbrecher: Ich fahr‘ zur Hölle, habe niemals Ruh‘!
Echo: —– —– ——- —– —– —– —– Uh.

1845
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Adieu

Adieu leb‘ wohl, wir müssen scheiden,
Adieu leb‘ wohl und denke mein,
Wenn gleich die Blick‘ dich müssen meiden
Mein Herz wird doch stets bei dir sein
#
Wir ziehen fort noch West und Osten
Uns trennt so mancher Meilenstein.
Denk‘ oft der Stunden wo wir kosten
Und denke liebend dann auch mein.
#
Es knüpft ein Band von Freundschaft, Liebe
Uns an einander innig an,
O daß dies Band stets fest doch bliebe
Das ist’s nur, was ich wünschen kann.
#
Wenn wir daheim, dann laß uns schreiben
Der Ein‘ dem Andern eine Zeil‘
Im Geist woll’n wir beisammen bleiben,
Da bös uns trennt so manche Meil!
#
Und in den Briefen woll’n wir sagen,
Was uns begegnet, was uns freut.
Oft werden diese Briefe klagen,
Daß wir getrennt so lange Zeit.
#
Und wenn wir uns recht herzlich grüßen
Wird sehnend klopfen uns’re Brust,
Wir woll’n uns dann im Geiste küssen.
So hat auch Trennung seine Lust.
#
Doch nun leb‘ wohl. Das Wiedersehen
Daß soll der Hoffnung Trost uns sein,
Wenn wir jetzt traurig von hier gehen
Das Wiederseh’n wird und erfreu’n.

1843 (oder 44)
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Wenn nun das Weib hat das Kindlein geboren
Drückt sie es wonnig an nährender Brust
Weint auch das Kindlein, es klingt ihren Ohren
Schöner wie Töne der fröhlichen Lust.
Und auch der Vater er faltet die Hände,
Fleht an den Schöpfer um gnädigen Schutz,
Daß er vom Kinde dein Antlitz nicht wende,
Daß er es lenke zu aller Welt Nutz.
Beiden entströmen die heißen und wahren
Worte des Dankes aus innerstem Drang
Für die Errettung aus Todesgefahren
Beider Gefühl ist jetzt Liebe und Dank. –

1848
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Träume
Träume sind das Bild des Lebens;
Halb ist’s Wunsch, halb Wirklichkeit
Viel wünscht man, doch ach vergebens.
Glücklich der, dem’s wird gebaut.
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Der Husar.
Ja fürwahr
Ein Husar
Ist das Schönste auf der Welt
Wie der Wind
So geschwind,
In dem Herzen wie im Feld
#
Juchheissa
Hier und da
Necken wir der Feinde Troß
Haben Acht
Mit Bedacht
Für das liebe, schöne Roß
#
Husch, husch, husch
Aus dem Busch
Unser aller Ziethen flog;
Drauf ging’s dann
Mann für Mann
bis der Feind den Nacken bog
#
„Ohne Ruh
Immer zu“
Marschall Vorwärts commandirt
„Nach “
Er uns heißt.
Blücher hat uns hingeführt.
#
Heute roth
Morgen todt
Wir scheu’n selbst den Teufel nicht
Ins Quarrée
Geht’s Juchhe
Hau’n den Feind ins Angesicht
#
Will die Tück‘
Daß zurück
Wir uns weichend müssen zieh’n,
In den Feind
War’s (brav vereint)
Lieber todt sein, nur nicht flieh’n.
#
Hab‘ und Gut
Und mein Blut
Treue bis zum Grabesrand,
Der ist Held
Der da fällt
Für das theure Vaterland.
#
„Schönes Kind
„Komm geschwind
„Nimm hin meinen Abschiedsgruß“
Und sie giebt
Tief betrübt
Mir den süßen Scheidekuß.
#
D’rum fürwahr
Ein Husar
Ist das Schönste auf der Welt.
Ohne Scheu
Immer treu
In dem Herzen, wie im Feld.

1846
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Soll ich?

Wenn ein Weib Dir sagt es liebe (nicht)
Forsche ob’s auch Fleischestriebe
Oder Herzenstriebe sind,
Letztere, die nimm geschwind;
Denn die Weiber sind gar selten,
Die nicht jünglich man könnt‘ schelten.
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Deutschlands Bundesflagge

Deutsche Treu‘ und deutsche Eichen
Sind so lang‘ ein Deutschland ist.
Beide sind der Deutschen Zeichen,
Das ein Deutscher nie vergißt.
#
Wer da sagt der Deutschen Flagge
Fehl‘ ein einiges Symbol;
Der hat Unrecht mit der Klage.
Jeder Deutsche kennt es wohl.
#
Blau, das ist die Farb‘ der Treue,
Darum sei die Flagge blau,
Von der Farb‘ der Himmelsbläue
Hell und klar man sie anschaut.
#
Und darin als einig Zeichen,
Flecht‘ man sinnig einen Kranz,
Von dem Laub der Deutschen Eichen
Schwebend in der Bläue Glanz.
#
Einig, einig nur muß bleiben
Einig sein der ganze Bund,
Einig sein des Bundes Treiben
Einig sein mit Herz und Mund.
#
Nur in Einigkeit ist Größe,
Nur in Einigkeit ist Glanz.
In der Zwietracht da liegt Blöße,
Die zerreißt den Eichenkranz.
#
Dann, wenn einig ist das Ganze
Hießt die Deutsche Flagge auf.
Schwöret Treu dem Eichenkranze;
Fürst und Volk, schwört all darauf.
#
Dann mag Sturm die Welt erschüttern
Deutschlands Flagge wanket nicht;
Treu dem Schwur, wer kann da zittern,
Wenn auch selbst das Auge bricht.

1846
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Der Knix

Das Mägdlein kann knapp stehen
Lernt eben erst das Gehen
Lehrt schon Mama den Knix.
#
Zu schwach noch sind die Beine,
Bautz, setzt sich hin die Kleine
Versucht doch schon den Knix.
#
Dann jung wohl noch von Jahren,
Doch dünkelhaft erfahren
Macht sie den schnellsten Knix
#
Beim „guten Morgen“ sagen,
Beim antworten auf Fragen,
Dann macht sie diesen Knix.
#
Backfischchen hält sich ferne,
Spricht wenig, hört doch gerne,
Die macht den dummsten Knix
#
Man zählt sie zu den Kleinen,
Obwohl sie groß will scheinen
Das macht der dumme Knix.
#
Bei Reiferen an Jahren
Und doch noch unerfahren
Sieh‘st oft naiv ‘nen Knix.
#
Im Biegen und im Neigen
Nach des Tanzmeisters Geigen,
Kennt sie den Anstands=Knix.
#
„Darf ich,“ so hört man fragen,
„Zum nächsten Tanz es wagen“
Hier folgt geziert ein Knix.
#
„Ich will Dir dies hier schenken,“
„Nimm`s hin zum Angedenken.“
Hier folgt ein freud’ger Knix.
#
„Madam die läßt auch fragen,
Wie Sie sich heut‘ behagen,“
Hier folgt der Zofen=Knix.
#
Oft machen spröde Schöne,
Hör’n sie von Liebe stöhnen,
Den spröden Abschlags=Knix.
#
Sprich ja, wie’s Mädchen wollen,
Sonst fort sie gleich sich trollen
Und schnipp’sch ist dann ihr Knix.
#
Hüt‘ Dich vor stolzen Schönen,
Oft lohnen sie Dein Sehnen
Mit dem verächt’gen Knix
#
Wenn Frauen, die sich hassen,
Sich präsentiren lassen,
Geschieht’s mit stolzem Knix.
#
Formelles Hände küssen,
Sowie das Abschieds=Grüssen
Erfolgt mit steifem Knix
#
In Tempeln und in Hallen,
Wo die Andächt’gen wallen
Sieht man den frommen Knix.
#
Bei Hof, wenn da die Damen
In Galla=Glanz beisammen,
Gielt nur der große Knix.
#
Die Vornehmste von Allen
Die in dem Saale wallen (strahlen),
Die macht den gnädigen Knix.
#
Die Frau, die schwer gelitten,
Naht sich mit ihren Bitten
Mit dem devoten Knix.
#
Warum wohl doch die Alten,
Im Knix so lang‘ sich halten?
Bedächtig ist der Knix.
#
Wenn sie einst abgerufen
Macht auf des Grabes=Stufen
Das Weib den letzten Knix.

1847
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Der Krieger und die Liebe

Liebe ist ein Wohlbehagen
Liebe ist ein Bang‘ und Zagen
Liebe ist ein schönes Wehe
Geht vom Scheitel bis zur Zehe. –

Hu wie roth wird Hals und Stirne
Spricht von Lieb‘ der Mann zur Dirne
In dem wonn’gen Liebesblicken
Liegt ein Himmel von Entzücken.
Und das Ohr wie lauscht das lüstern
Auf das süße Liebesflüstern. –
Nektar?! Den könnt‘ man versüßen
Mit den süßen Liebesküssen. –
Nur die Nase die könnt fehlen
Bei dem raschen Küsse stehlen. –
Sanft die Hände sich zu drücken
Und mit liebendem Entzücken
In die Arme sich zu schließen
Und recht herzlich sich zu küssen;
Dann in höchster Liebeswonne
Dann ist dunkel selbst die Sonne. –
Auch das fromme Knie beugen
Ist der Liebe häufig eigen;
Zu den Füßen seiner Dame
Stürzt sich hin ja selbst der Lahme. –

Aber ach, Du guter Magen
Du kannst wohl bei Liebe klagen,
Du der Nährer doch des Ganzen
Mußt oft schmachten Armer Panzen. –
Auch das Fleisch und auch die Sehnen
Fühlen bei der Lieb‘ ein Dehnen.
Nun das Herz des Blutes Quelle,
Treibt dies fort von Stell‘ zu Stelle;
In den Adern fühlt man’s kochen
Laut hört man des Herzens Pochen. –
Liebe trägt des Blutes Welle
Zu des Körpers fernster Stelle,
Und es fühlen alle Theile
Wonn‘ und Schmerz, von Amors Pfeile.

1845
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Liebe fleischlich oder rein
Muß doch stets im Körper sein.
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Der Wein

Im Weine sind schlummernde Kräfte verborgen
Die magisch verhüllt sind, dem Heile der Welt,
Hast Noth du und Kummer, hast Angst Du und Sorgen
Trink Wein
Wenn Liebe dich plaget,
Wenn bang‘ du verzaget
Trink Wein
Wenn Mühen dich drücken
Wenn Wünsche Dir nicht glücken,
Trink Wein.
Mußt traurig Du weinen,
Bei Schmerzen und Peinen
Trink Wein
Willst heiter Dich fühlen,
Den Durst willst Dir kühlen
Trink Wein
Im Weine sind schlummernde Kräfte verborgen
Die mächtig bekämpfen die Leiden der Welt.

Trink Wein nur bei allerlei Kummer und Sorgen
Denn Wein ist die Woge, die Leiden zerschellt
Der süße, der herbe, der brausende Saft
Der saure sogar, der giebt Muth und giebt Kraft

Doch nimm Dich in Acht, stets das Rechte zu treffen
Die schlummernden Kräfte, sie können auch äffen;
Erwälst Du den Rechten nicht, trinkst Du zu viel,
Wirst leicht Du den Teufeln des Bachus zum Spiel.
Ja dur erst, in moll dann die Lieder erklingen-
Zur Warnung will ich hier, solch Liedchen Dir singen
dur
Tra — la — la — la
Tra — la — la — la
Hoch leb‘ der Rebensaft
Giebt neuen Muth und Kraft
Schön schmeckt der Wein Juchhe
Fort ist die Angst und Weh
Fühl‘ jetzt so glücklich mich
Wein ich verehre Dich
Tra — la — la
See — lig — bin — ich.
moll
Ach — Ach — Ach — Ach
Oweh — Oweh
Die Glieder sind matt mir, mein Geist so leer
Mein Kopf schmerzt gewaltig, ist wüst mir und schwer.
Mein Blut ist so südend, doch schüttelt mich Frost
Mein Magen der krümmt sich, verschmäh`t jede Kost
Ich wollte ertrinken, durch Wein mir die Freud‘
Ich leide jetzt doppelt, hab‘ doppeltes Leid
Oweh —- O ————– weh

1846
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Satanas lüstern, auf Seelenjagd gehend,
Trat einst zu Loyolas Nachfolgern ein,
Tief sich verneigend, nach Oben doch sehend,
Klagt der Verkappte, er trag Höllenpein
#
Loyolas Jünger empfalen ihm Beichte,
Ablas zu kaufen, nur sich zu kastein,
Thät er dies fleißig, er Gnade erreichte
Würd‘ ihm vielleicht sogar „Heiligen Schein“.
#
Satanas lächelte in sich, zufrieden,
„Schade doch” dacht er „ich hab‘ keine Seel,
„Brächte sonst selber nicht, daß wär entschieden
Bald in den Höllenpfuhl, auf „Pfaff=Befehl.“
#
Loyolas‘ Jünger, kapirten die Beute,
Wie viel sie einbrächte, wohl ihrem Schatz
Mustern den Fremden, erfahren wie Leute
Die Waaren taxiren, wie hoch wohl der Satz.
#
Satanas spricht: ihr lieben Getreuen
Kennt ihr den Bruder und Meister denn nicht
Mich, dem ihr dienet, mich müßt ihr nicht scheuen
Bin ja der Meister vom Höllengericht. –
#
Loyolas‘ Jünger, in Angst und in Leben,
Sorgenvoll denkend an Satanas Plan
Waren schon traurig der Meinung ergeben
Sie Höllenweise, sie kämen jetzt dran.
#
Satanas lächelte in sich zufrieden,
„Heut‘ hab ich wahrlich doch glückliche Jagd
„Diese hier sind doch mein, das ist entschieden,
„Noch so ein Plänchen hab‘ ich mir erdacht.
#
Loyolas‘ Jünger vernahmen mir Freuden,
Von ihrem Meister den teuflischen Plan
Hatten (Gewiegt) sogar, statt Höllenleiden
Kühneres Hoffen ihr Geist nie ersann.
#
Satanas bot ihnen einen Dukaten,
Für jede Seele, von ihnen gebracht.
Bäte doch sehr sich nun schnell zu berathen
Denn noch sehr weit hin, führ‘ heut‘ ihn die Jagd.
#
Loyolas‘ Jünger die lachten zufrieden,
Solch ein Geschäftchen, ward ihnen noch nie,
Rasch war die Antwort da, es sei entschieden
Zahlte er pünktlich, die Lief’rer sein sie.
#
Satanas Handel war kaum erst geschlossen
Als die Gemeinschaft der Jünger zerstob.
Einzeln jetzt zogen sie, sonst nur in Trossen
Einzeln warb jeder jetzt, „zum Höchsten Lob“
#
Loyolas Jünger, sie sandten nun Schaaren
Von armen Seelen, zum Höllenpfuhl ein.
Früher in Haufen beisammen, in Paaren,
Jetzt nun ward ihnen, die Welt bald zu klein.
#
Satanas Goldschatz ward kleiner und kleiner
Bald trat Verlegenheit, zum zahlen ein.
Borgen that schwerlich, ihm etwas noch einer,
Mußt‘ nun verwechseln die Eisenbahn=Schein.
#
Loyolas‘ Jünger begierig nach Schätzen,
Um zu regieren, damit einst die Welt,
Waren sehr emsig, die Seelen zu hetzen,
Nahmen auch Acti’n in Zahlung statt Geld.
#
Satanas Eisenbahn Actien war’n alle,
Auf allen Börsen sank tief bald ihr Werth,
Sorgenvoll kaut er sich, an seiner Kralle,
„Ich muß verpfänden, an sie meinen Heerd.“
#
„Loyolas‘ Jünger sind sehr gute Teufel,
„Machen Bankrot mich bei unserm Vergleich.
„Halt‘ ich ihn ferner, so ist es kein Zweifel,
„Ihnen gehört bald die Höll‘ und mein Reich.“
#
Satanas wand` sich an seine Lief‘ranten
Wünschte zu enden, besagten Beschluss.
Jene ihn doch für gebunden erkannten,
Satanas knirschte vor Wuth und Verdruß.
#
Loyolas‘ Jünger geschickt spekulirten.
Satanas bot ihnen Höllenrecht an.
Loyolas‘ Jünger sich nun ruht mehr zierten,
Alles ward ja für, „den Höchsten“ gethan.

1846
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Ich sah einst einen Herren
Der sprach nur stets im Schwören.
Er hatte viel gelogen
Und and’re oft betrogen;
Um ferner noch zu trügen
Beschwor er seine Lügen.
Nach manchem Lügenjahre,
Sprach er zu letzt das Wahre;
Er schwor bei seiner Ehr‘
Er hatte keine mehr.

1843
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Der freie Geist

Der Geist ist frei. Empor auf Adlers Schwingen
Erhebt er sich vom Erdenball.
Er sieht viel Wirren überall,
Und oft die Fessel bei so wicht’gen Dingen.
#
Der Geist ist frei. So schwebend über Erden.
Dem Urquell alles Lichtes nah
Sieht nur Vollkommenes er da.
Er seufzet tief, „wie soll das drunten werden?“
#
Der Geist ist frei. Schon nah des Schöpfers Throne,
Dem er voll Ehrfurcht, Liebe, naht,
Sieht er die Zeit, dies ew’ge Rad;
Die winkt zurück dem kühnen Erdensohne.
#
„Du freier Geist, kehr heim und zeige Thaten“
So spricht die Zeit, „auf! Nütze mich
„Des Lichtes Glanz, der blendet dich,
„Kehr heim; das ist’s was ich dir nur kann rathen.“
#
Der freie Geist kehrt heim nun zu den Seinen,
Befolgte nun den Rath der Zeit,
Ward kräftig und zur That bereit,
Sollt‘ Wirniß oder Ungemach erscheinen. –
#
O Geist, Du mächtig unsichtbares Wesen,
Schweb‘ fesselfrei auf uns herab
Entreiße uns dem dunklen Grab
Für das so Viele ohne Dich erlesen.
#
O, freier Geist, des Schöpfers hohe Gabe
Vernichte jene dunkle Schaar
Die nur die Hölle einst gebar
Die fesseln will Dich, schleppen Dich zum Grabe.
#
Dir freier Geist, ist ja die Macht geworden
O wende an die Hohe Macht,
Klär‘ auf bei Vielen doch die Nacht
Damit sie sehen‘, wer ihren Geist will morden.
#
Geh‘ hin zum Bettler, geh auch hin zum Throne.
Schweb‘ fesselfrei auf All‘ herab.
Entreiß uns All‘ dem dunklen Grab,
Erwerbe Dir der Menschheit Dankeskrone.
#
Frei sei der Geist. – Befreit von ird’scher Fessel
Schwebt doch der Menschheit Geisterchor
Zum Urquell alles Lichts empor
Zur Richter=Wang‘ vor des Allmächtigen Sessel

1845
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Die Jungfrau

Des Gärtners Hand, so fleißig, pflanzt ein Rose ein.
Bald sprießten nun die Blätter und Knospen zart und fein.
Auf schlankem Stiel ein Knöspchen, umhüllt von zartem Grün
Fängt leis‘ sich an zu röthen, um schön nicht aufzublühen. –
Der Gärtner voller Freude, erschaut, wie zart und mild
Entfaltet sich dies Knöspchen, der reinsten Tugend Bild.
Er pfleget es und sorget und knüpft es weislich fest
Daß es doch ja nicht leide, nicht knick‘ ein rauher West.
Bald steht es da als Knospe, erblüht dann mehr und mehr;
Schon Röschen kann man’s nennen, Duft hauchend um sich her. –
Der Gärtner weilet freudig; doch ernster wird er jetzt,
Denkt er der viel Gefahren, die Röschen ausgesetzt.
Er pfleget sie und wartet, so viel er es vermag,
Er schützet sie und hütet bei Nacht wie auch bei Tag
Vor Schmetterling und Käfer, vor Sonnenglut und Dürr‘
Er schützt die zarte Rose vor aller Art Gewirr. –
Schön Röschen ward bald Rose, so wunderhold, so schön,
Daß Alles kam und weilte, die holde Ros‘ zu sehn.
Doch als sie nun erlangt der Jugendschönheit Glanz,
Da sollte sie verlassen der Schwestern schönen Kranz.
Da sollte sie sich trennen vom heimathlichen Heerd,
Sollt alles nun verlassen, was ihr so traut, so werth;
Sie sollten sich nun trennen vom Strauch, der sie gebar
Und auch von ihrem Pfleger, ihr Schutz in der Gefahr.
Obwohl mit großer Trauer, obwohl mit vielem Schmerz;
Folgt sie doch dem Gebote, sie folget ihrem Herz. –
Die zarte Jungfrau nahet, die schönste in der Schaar,
Steckt Rose an den Busen und wallet zum Altar. –
Die Jungfrau, so wie Rose, erblühten nun noch mehr
Glanz strahlend, ganz bezaubernd, Duft breitend um sich her.
Doch es verblühten beide, nach Vorschrift der Natur.
Ihr Angedenken weilet in der Erinnerung nur. –

1843
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An Sie

Wohl viele Blumen, blüh’n auf Erden
O blühte Eine doch für mich
Wollt Rosa doch die Eine werden
Denn Rose Dich, Dich liebe ich
#
O wer vermag es wohl zu schildern
Der holden Rose Zauberpracht;
Denn aller Zauber in den Bildern
Wird doch von der Natur verlacht.
#
Nur fühlen, tief im Herzen fühlen
Kann man den hohen Zauberglanz;
Doch nimmer wird man es erzielen
Zu mahlen treu die Ros‘ im Kranz.
#
Ich trag‘ ein Rosenbild im Herzen
Voll Anmuth, Reinheit, lieblich schön
Dies Rosenbild erzeugt mir Schmerzen
Die nur durch Amors Pfeil entstehn.
#
O Rose könnt‘ ich Dir es sagen
Wir innig Du von mir geliebt;
Doch fern von Dir kann ich nur klagen
Wie Trennung mir das Leben trübt.
#
Die Mirthe pflanzte ich. Zum Kranze
Wollt ich sie flechten in Dein Haar,
O Röschen füg‘ zu Deinem Glanze
Die Mirthe nah, vor dem Altar.
#
Ach blühtest Du für mich durch’s Leben
Wär‘ Seeligkeit mein schöner Lohn,
Des Glückes Kranz wollt ich Dir weben,
Bis Gott mich ruft, vor seinen Thron.

1846
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O Sprache Du findest nicht Worte
Für das was im Herzen mir ist
Gedanken selbst können’s nicht fassen
All‘ das was mein Herz in sich schließt.
#
Leicht bebe ich bei dem Gedanken
An das was mich selig durchwebt
O Herz Du bist krank, und bist selig,
Von Seeligkeit wirst Du belebt.
#
Doch krank bist Du, denn Sie weilt ferne
Nur selten begegnet ein Blick
Dem Wesen, dem All‘, all mein Sehnen
Gewidmet. Mein irdisches Glück.
#
Die Seeligkeit, die will ich leben,
Die Wonn‘ die mein Herz mir erzeugt
Durch Hoffnung ertrag‘ ich die Leiden;
Denn Hoffnung die Leiden verscheucht.
#
Dein Bildniß trag‘ treu ich im Herzen
Mein Denken ist stets nur bei Dir,
O könnte ich Dir es doch sagen,
Wie innig geliebt Du von mir.
#
Doch sollt` es das Schicksal bestimmen
Daß nimmer Du würdest [einstmein]
Dann trag‘ ich gebrochenen Herzens
Dein Bild in mein Grab mit hinein.

1846
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Ein Bildniß umgeben von luft‘gen Gestalten
Die schwebend im blauen unendlichen Raum
Von Engeln den Schönsten die sorgsam es halten;
Erfüllt mich bei Tag und erfüllt mich im Traum.
#
Der aufgehn’den Sonne vergoldende Strahlen
Bekränzen in ihrer unendlichen Pracht,
Das Himmelsbild, das nur der Zauber kann mahlen
Nur schaffen des Schöpfers erhabenste Macht.
#
Und Engel in Schaaren ein Wölkchen rasch bilden,
Damit es nicht leide im Sonnenglut=Strahl
Die Flügelchen schwingend, daß Cephir die milden;
Umfächeln die Liebreitz des Bildes ohn‘ Zahl.
#
Sanft ruht dort ein Mädchen auf schwellendem Moose,
Wo heimlich die duftenden Veilchen drinn blüh’n.
Am Busen die zarte erblühende Rose
Schön strahlend im Zauber des ersten Erglüh’n.
#
Im Schweigen nur kann ich dies Bildniß erblicken
Das Denken hebt sehnend die Lieb’volle Brust
Ich fühle des Zaubers unendlich Entzücken,
Ich ahne der Liebe unendliche Lust.
#
Laß Himmlische doch in dem Spiegel der Augen,
Mein Bildniß mich finden; das wär der Genuß;
Den irrdische Lieb‘ nur von Lippen kann saugen,
Daß wär mir der glühenste, liebende Kuß.
#
O wär ich am Busen die aufblühende Rose,
Dann würde mir wohl auch drin seelvoller Blick.
O wär ich ein Veilchen, versteckt in dem Moose,
Die leben, auch unerkannt, das ist schon Glück.

1. Novbr 1845
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Der Landwehrmann

Seht ihr dort im Kampfgewühle
Jene tapfre, muth‘ge Schaar?
Die so stark
bei dem Gefühle
Daß ihr Herz den Muth gebar
Ja ihr Herz, mit Lieb‘ und Treue
Für den König das Vaterland, für den Heerd,
Scheuet nicht der Schlachtgetreue
Die Vertheidigung ist ihr werth.
Männer sind’s aus allen Ständen,
Reiche, Arme, Herr und Knecht;
Jeder glüht; die Waff‘ in Händen
Eilt er freudig zum Gefecht. –
Ja ihr Herz, mit Treu und Liebe
Stählt den nerv’gen Mannesarm
Wahre, innige, heil’ge Triebe
Halten stets die Herzen warm. –
So mit Gott für ihren König
Und das theure Vaterland,
Achten sie Gefahren wenig
Scheuen nicht den Grabesrand.
Und daheim, da sind geblieben,
Weib und Kind und Haus und Heerd
Alle Theuere, alle Lieben
Alles ihren Herzen werth. –
Dieses Alles soll’n sie schirmen,
Gegen Schande, Raub und Mord
Denn dies ist bei Kriegesstürmen
Nur zu oft das Loosungswort. –
Will dem Feind die Grenze stürmen
Ruft der König „Rüstig Volk,
Helfet mir das Land zu schirmen.“
Sieh‘ da braust’s gleich Wetterwolk.
Jeder eilt die Waff‘ in Händen
Freud’gen Herzens zum Gefecht.
Gleich sind all‘, von allen Ständen
Kämpfen sie für Heerdes=Recht.
Kaufmann, Bäcker, Graf und Brauer
Künstler, Bettler, Prinz und Hirt
Schmidt, Studirte, Tischler, Bauer
Knecht und Edelmann und Wirth;
Jeder wer ein Schwerdt kann tragen
Eilt zum Schutz des Land’s herbei
Ja, hochherz’ge Frauen b’wegen
Tragen auch ihr Scherflein bei.
Nur das Herz kann sowas schaffen
Nur das Herz giebt solche Kraft
Nie kann solche Kraft erschlaffen
Bis der Tod den Leib erschlafft.
Ja das Herz mit Lieb‘ und Treue
Für das Vaterland, den Heerd
Scheut nicht der Schlachtgedreun
Heilig ist sie ihm und werth.
Das ist dort im Kampfgewühle
Jene tapf’re muth’ge Schaar
Die so stark bei dem Gefühle
Daß ihr Herz der Muth gebar –
Männer sind’s, den Feind zu wehren,
Jeder setzt, sein Leben drann
Solche Männer muß man ehren,
Darum „hoch“ dem Land-Wehr-Mann. –

1846
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Selbstmord

Mit dem Gedanken: Mein Geld ist verloren
Mit dem Bewußtsein. Sie liebt mich nicht mehr
Hatt‘ ich die Liebe zum Leben verloren.
O‘ diese Qualen sie drückten mich schwer
Ich der gewöhnt war, im Glanze zu leben
Ich der Sie liebte nur einzig allein,
Ich war entschlossen den Tod mir zu geben
Leben ohn‘ Reichtum und Liebe ist Pein
Ach wie oft schwärmte ich an ihren Busen
Ach wie seelig, war stets mir ihr Blick.
Bei den Vereinen, da krönten die Musen,
Das jetzt verlorene, seeligste Glück. –
Ach wie oft fuhr ich in stolzer Karosse
Ach wie oft schwelgt‘ ich beim fröhlichen Mahl
Ach wie oft folgt ich der Freund‘ lust`gem Trosse
Hatte der Freunde und Freuden ohn‘ Zahl. –
Jetzt nun da steh‘ ich so gänzlich verlassen
Jetzt ach nun leb‘ ich so ganz, ganz allein.
Kann Niemand lieben, muß Alles nun hassen
Leben Du bist mir die grässlichste Pein. –
Obgleich mir’s Ernst war, das Leben zu enden
War ich nicht einig, „wie giebst Dir den Tod“
An einen Andern könnt ich mich nicht wenden
Wieder, ach wieder war ich nun in Noth. –
Hängen, erstechen, ersäufen, erschießen
Sticken im Höhlendunst brechen’s Genick,
Oder im Bade das Blut lassen fließen
All‘ dies verschmäht ich. – Auf Gift fiel mein Blick. –
That ich auch sonst keinem Thier was zu leide
Haßt‘ ich doch Fliegen mit grimmigen Haß
Fliegen zu töten war stets mir `ne Freude
Hatte voll Fliegengift, ein kleines Faß. –
Rasch den Gedanken zur That nun zu machen
Eilt ich zu leeren das Fäßchen sogleich
Ging in den Keller, mit teuflischem Lachen
Packt ich das Fäßchen, doch – da ward ich bleich.
Sollte von Allen umher mich nun trennen –
„Pfui sieh den Feigling, was zitterst Du noch
„Was kannst’ auf Erden Du Dein denn noch nennen?
„Ach schüttle ab Dir Dein irdisches Joch.
Trank nun in langen und mächtigen Zügen
In mir den schaurigen, tötenden Saft.
Lebet denn, tausende feindlicher Fliegen
Bald ist mein Körper verwelkt und erschlafft.
Eisig, nicht glühend durchrann‘s mir die Kehle
Eisig erfüllte den Magen der Saft.
Glühend dann, ahnt ich des Giftes Gequäle,
Schwächer und schwächer ward bald mir die Kraft.
Fühlte nun bald auch das Schwinden im Denken
Matter und matter ward Körper und Geist.
„Pocht wild nur Adern, ich will euch ertränken.
„Gift e Du Labsal, zerfriß mich nur dreist
Taumelnden Sinnes, mit brechendem Odem
Sagt ich dem Leben auf ewig adieu
Gänzlich bewußtlos sank ich nun zu Boden
Fühlte nichts mehr von dem irdischen Weh‘.
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Ob ich da lange am Leben gelegen
Ich wußt‘ es wahrlich nicht, als ich erwacht.
Ich fühlte um mich, ich konnt mich bewegen,
Glaubte schon längst mich zur Hölle gebracht
Blickte nun um mich; ich mußt‘ doch gestorben
Neben mir sah ich das Fäßchen ja doch
Bald hatt‘ ich volle Besinnung erworben,
Fühlte mich schwach zwar, doch lebte ich noch. –
Um mir das Räthsel nun rasch zu erklären
Prüft‘ ich das Fässchen; ‘s war Ungarscher Wein,
Den ich bedachtsam zur Stärkung sollt leere.
So nun entschied er das „Nichtsein“ und „Sein“.
Pfui, wie schwach war ich doch, selbst mich zu töten;
Ist es nicht Feigheit, nicht Frefel, nicht Schand‘?
Nieder nun warf ich mich, im ew’gen Beten
Bess‘rung und Reue ich (mag) bekannt. –
Obwohl mit hartem Geschick ich mußt kämpfen
Siegte ich doch über wechselndes Leid
Wußte durch Klugheit das Unglück zu dämpfen;
Mäßig genoß ich die wechsel[n]de Freud.
Lebte denn lang‘ noch in Glück und in Frieden
Ich fand noch seeliges, inniges Glück.
Liebe und Reichthum ward mir noch beschieden
Dachte noch oft an den „Selbstmord“ zurück. –

1845
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Mein Wunsch

Gesund und froh,
Gewissen rein,
Ein liebes Weib,
Ein guter Wein,
Und einen Pfennig immer plus
Das ist im Leben Hochgenuß. –

July 1846

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Der 7ten September 1846

Bebe mein Herz nur, schlag fort nur in Wonne
Lächelt mir jetzt doch das seeligste Glück
Alles erjauchzt in mir, denn eine Sonne
Nimmt fort die Nacht in mir, hellt mein Geschick.
Kniend Herr, flehe ich, „gieb deinen Seegen
Auf unsere Lebensbund, auf unsere Wegen“

Einsam ging lang‘ mein Pfad, auf Dornenklippen
Wermuth nur sprießte dort, an rauher Stell.
In wohl so manches mal, klagten die Lippen;
Großes erlitt ich wohl, doch trug’s die Seel

Bei dem Allmächt’gen doch, fand Gnad mein Flehen
Ich ward erhört bei ihm. Dich konnt‘ ich sehen
Nahen und sagen Dir, aus Herzens Trieb.

ICH Blanka liebe Dich, hab‘ mich auch lieb.
Du die im Leben auch Herbes erlitten
Engel von Sanftmuth, vertraue mir dreist.
Ich war im Glück, hab‘ mit Unglück gestritten
Nimmer vergess‘ ich es, was Unglück heißt. –

1846
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Des Jünglings Liebe lodert auf gleich Flammen
Doch des geprüften Mannes, liebend Herz.
Hält fest in sich die heiße Lieb‘ zusammen
Beim Mann ist da der Ernst, wo oft beim Jüngling Scherz

1846
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Die Ulanen

Sehet dort die kleinen Fahnen
Das sind Preussische Ulanen,
Keck, so wie ihr Czapka Sitz,
Keck ist Herz und Lanzenspitz
#
Einzeln auf den schlanken Rossen
Fechten sie mir Lanzenstoßen
Bringen Manchen aus den Sitz
Mit der scharfen Lanzenspitz
#
Lustig geht es zum Flankiren
Manchen Hieb giebt’s zu pariren
Kri[e]gt mal einer einen Ritz
Dankt er mir der Lanzenspitz
#
Und von allen Seiten dringen
Auf ihn ein des Feindes Klingen.
Der Ulan, rasch wie der Blitz
Deckt sich mir der Lanzenspitz. –
#
Und in festgeschloss’nen Schaaren,
Treiben sie den Feind zu Paaren.
In der wild’sten Kampfeshitz,
Bringt oft Sieg die „Lanzenspitz“. –
#
Im Quartir, im Dorf und Städchen
Necken sie die schönen Mädchen
Keck so wie ihr Czapka-Sitz,
Ist die Lieb‘ der „Lanzenspitz“. –
#
Doch getroffen sinkt zur Erde
Der Ulan, hat von dem Pferde
Neben ihm die schöne Mütz,
Und die Lanz‘ mit scharfer Spitz
#
Wenn des Vaterlandes Krieger
Kehren aus dem Krieg als Sieger
Lorbeer schmückt die kecke Mütz,
Den erwarb die Lanzenspitz. –
#
„Vivat=hoch“ nun den Ulanen
Mit den kleinen lust‘gen Fahnen,
Mit dem kecken Czapka Sitz
„Vivat Hoch“ der Lanzenspitz. –

1848
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Louischen, der Mutter zum
Geburtstage
den 29ten März 1849

Heut an Deinem Wiegenfeste
Theure, liebe Mutter mein
Nehm ‘ von meinem Hab‘ das Beste
Aus dem Herzen Unschuld rein.
#
Wünsche, aus des Herzens Grunde,
Für dein Wohl, Gesundheit, Glück,
Bring ich Dir mit frohem Munde.
Lohne mir mit Mutter Blick. –
#
Möge Gott im Himmel fügen
Was Du Theure von ihm fleh’st,
Mög‘ die Freud das Leid besiegen,
Rosen blühn, da wo Du gehst. –
#
Möge Gott mir Kraft verleihen
Zu dem Lernen frohen Muth,
Daß ich stets Dich kann erfreuen
Dich, der ich so innig gut. –
#
Möge Gott recht lange Jahre
Heitere Lebens Dir gebeun.
Innig, bis zu meiner Bahre
Will ich dankbar dafür sein. –

März 1849
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Bei jedem Schritt
Bei jedem Tritt
Du magst nur um Dich blicken
Bei jeder Freud
Bei jedem Leid
Bei Schmerz und bei Entzücken
In Feld und Wald
Bei Heiss, bei Kalt
In tiefen Abgrunds Klüften
In Berg und Thal
Ja überall
Bis in den frühsten Lüften
Bei jedem Stern
Unendlich fern
Siehst Du die Allmacht Gottes

Sommer 1853
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Die bindende Schnitterin dem Herrn

Der Herr im Himmel gab uns reichen Erndte Segen
Wir Schnitter bringen ihn nun sorgsam ein
Damit was Erde, Wärme, Wind und Regen
Gedeihen liess, soll auch zum Nutzen sein
Der Himmel gab dem Menschen seine Gaben
Damit der Mensch sich soll daran erfreun.
Wenn mühsam wir sie nun errungen haben
Dann sind sie uns zum Wohl, zum Glück, Gedeihn
# #
Wann ich die Ähre jetzt um Ihren Arm hier winde
So zeig‘ ich damit an „dass ich Sie hoch verehr“
Erhalten wir nun noch ein kleines Angebinde
Dann bitte ich „dass Gott, Sie reich dafür bescheer‘. –

July 1855
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Die bindende Schnitterin der Herrin

Den Kranz den Jene dort gewunden
Der galt der Ehrerbietung und der Freud‘
Doch dies, womit ich Ihren Arm gebunden
Dies gilt der Liebe, Dankbarkeit.
Wenn Jemand nahete mit seinem Bitten
Wenn Mann, wenn Weib, wenn Kind gelitten
Dann waren Sie es edle Herrin, die uns half.
# #
Wenn aus vom Munde auch nicht so die Worte gehen,
Wenn rauh‘ die Hand ist, mit dem Druck zum Dank
Doch könnten Sie in unser Herzen sehen
Dort weilen Sie, für unser Leben lang
# #
Ich nähme gern von meiner armen Habe
Zu schmücken Ihre schöne edle Hand
Doch nehm‘ ich lieber Gottes schöne Gabe
Die reichen Ähren und ein schlichtes Band
Da binde ich nun dreist, fest unseren Dank mit ein
Gewähren Sie mir das, dann würd‘ uns all‘ erfreuen

July 1855
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Claras – Ruh in Wagenitz

Trautes Plätzchen, seh‘ Dich wieder! –
Hier wo ich nicht Lieb‘ empfand
Weil ich heut‘ O‘. sieh hernieder
Du, der ich hier Lieb‘ gestand.
Hier fühlt ich die zarten Triebe
Süss und innig, heilig, rein,
Eines Jünglings erste Liebe ––––
Clärchen stets gedenk ich Dein.

November 1851
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Andenken an Clara v. B.
+ [Mai] 1849 erschossen
beim Aufstande in Dresden.

Die erste Liebe, treu und wahr
In Jünglings Brust empfunden
Gewährt dem Mann in reiferm Jahr
Noch liebe, seelige Stunden
––––
Vor 20 Jahren sagte sie
An trautem, liebem Orte
So lang‘ ich leb‘ vergess‘ ich’s nie
Beseeligende Worte ––––
Sie sagte mir so wahr und rein
Aus ihres Herzens Grunde
Sie sagte mir „dies Herz ist Dein“
Besiegelt’s mit dem Munde
––––
Heut stehe ich nun hier allein
Gott hat es so beschieden
Sie ging zur ew’gen Ruhe ein
Schläft sanft schon lag‘ in Frieden
––––
In Liebe denk‘ ich immer Dein
Denk jener theuren Worte.
Dein erster Liebeskuss ward mein
An diesem trauten Orte.
––––
Hör ich auch heut nicht sanft und mild
Dein liebes Wort erschallen
So seh‘ ich deutlich doch Dein Bild
Vor meinem Geiste wallen
––––
Ich fühle heut in Mannesbrust
Was ich dereinst empfunden
Denk uns’rer Liebe, uns’rer Lust
Denk jener seel’gen Stunden
––––
Erlöschen kann nur dies Gefühle
Wenn ich einst abgerufen
Aushauche an dem Lebensziel
Auf meines Grabens Stufen Wagnitz

21 Novbr [18]57
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An Dina über ihre verfehlten Gedichte

Stürmisch brauset Deine Feder
Zeichnet auf Dein Ungemach.
Jeder liest Dein Weh und Ach
Aus dem Buch gefasst in Leder.
Solch ein Lederband hält lange
In dem staub`gen Bücherschrank. –
Ärmste! Das ist aller Dank!
Macht Dein Schreiben Dir nicht Bange.
Es sind Gott bewahre
Viele Exemplare.
Und darin steht oft geschrieben
Von dem Schwärmen, Schmachten, Lieben,
Darin stets von Ungestühm
Und gefallenen Cherubim;
Darin steht von Jungfraun Schwäche,
Deren Folgen – Thränenbäche!
Darin steht von dem Verlangen
Und dem fieberischen Bangen,
Darin steht manch‘ Zeil, manch‘ Wort
Besser wär’s, sie wär’n nicht dort.
Denn was die Jungfrau denkt – nicht spricht
Ist zartes Ahnen – Gewisses nicht.

1850
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Alles was da lebt auf Erden
Wärmt sich gern im Sonnenschein.
Doch um satt dabei zu werden
Sammelt alles fleissig ein.
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An Adele Gräfin B. G.
Des Dichters feine Sprache
Die edel ______
—– Deute mild.

Als ich jüngst, ins dunkle Aug Dir blickte
Drohend fand ich dort – bei Freundlichkeit,
Eine Schwermuth, die Dein Aug durchzückte
Lächelnd sprach Dein Blick, von innrem Leid
Eine Thräne fehlte nur dem Bilde.
#
Aus den Zeilen hab‘ ich nun erfahren
Die Du nanntest „einen flüchtigen Traum“
Es weilt flüchtig nicht, nein schon seit Jahren,
Längst bewusst Dir, tief im Herzens Raum
Eine Lieb‘, — ein süsses, bitteres Wehe.
#
Alles hat ein Leben hier, sein Ende,
Der dort oben hat es so gebeut! –
Einen Blick auf Deine Kleinen wende
Lächelnd, nicht mit Schwermuth, nicht mit Leid.
Eile Deinem Haus nicht flücht‘ger Traum
nein Wirklichkeit zu werden.

Berlin 21/2 [18]58.
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Über
Adelens Gedichte „Ein flücht`ger Traum“.

Du sandtest in die Welt Gedichte,
Die Deine Muse uns gebracht.
Viel schöne sind es, edle Früchte,
Empfunden mehr, wie ausgedacht.
#
Wenn die Natur, mit treuen Zügen
Uns malte Deine zarte Hand,
Des Stummes Toben, Zephirs Wingen
So ist’s; als ob mann’s selbst empfand.
#
„Leb‘ wohl“, malst Du mit warmen Farben,
Als ob in Deiner eigenen Brust
Ein Lebewohl, erzeugte Narben
Die Du noch lange Dir bewusst.
#
„Es trifft Dich nichts, was Du nicht kannst ertragen“
Was athmet Muth und Kühnes Selbstvertrauen;
Schwach ist die Hand, doch kämpfend gegen Zagen
Ist hier ein Weib, in edler Kraft zu schauen.
#
Zu viel wär’s, sollt ich Alles nennen
Was ich bei Deinem Werk empfand
Verzeihe mir mein frei Bekennen. –
Erlaub, ich küss die schöne Hand. –

Berlin 22/2 [18]58.
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Bescheidenheit ist eine Tugend
Die pflanze man bei Zeiten ein.
Die beste Zeit dazu ist Jugend
Wo noch der Boden frisch und rein.

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Meiner Tochter Clara zum Geburtstag
7. July 1876

Clar und lieblich prangt die Sonne
Leise wehen Zephir Lüfte
Alles fühlet, athmet Wonne
Rosen breiten süsse Düfte
Alles Dir zum Wiegenfeste
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Aufgefordert eine Dame zu besingen. 1864 New York

Wenn ich des Veilchens schönes Blau
Gar lieblich in dem Moos erschau
Dann denk ich an Dein hold Gesicht
Denk Deiner Augen Zauberlicht
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Erblickt ich sonst der Rosen Pracht
Hab nichts ich mir dabei gedacht
Seh‘ jetzt ich zarte Rosen prangen
Dann denk‘ ich Deiner holden Wangen
#
Die schönen Perl’n vom Meeresgrund
Und die Korallen thun mir’s Kund
Verzeihe, daß ich’s denken muß,
Ich denk‘ an Deinen Mund und – Kuß.
#
Dein Ebenbild ich hab’s geseh’n
Die Rosenknospe, lieblich schön
Ein Epheu rankte auf zu ihr,
Und neben stand die Mirth‘ zur Zier.
#
Ich brach die Knospe sie ward mein.
Die Mirthe brach ich zum Verein
Auch Epheu, der als Baum gilt.
Verstehst Du wohl der Blumen Bild?

1864
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Glück auf denn Euch des großen Friedrichs Erben
Glück auf denn Dir mein theures Vaterland!
Für Euch woll’n muthig kämpfen wir, ja sterben,
Nun kämpfet fest das neue Deutsche Land.
Und sollte etwa sich ein Sturm erheben
Der neidisch auf das große Werk hinschaut,
Dann rufet nur und mächtig wird erbeben
Das Deutsche Land, daß es dem Feinde graut! –

Von allen Seiten werden Deutsche eilen
Begeisterung wird des Herzens Führer sein
Und fliehen wird der Feind nicht lange weilen,
Kein feindlich Roß stillt seinen Durst im Rhein

Das mächti‘ge Werk, das einmal nun begonnen
Muß ausgefochten, ganz vollendet stehen
Sonst wär unnütz das edle Blut verronnen,
Sonst könnten wir bald neu Gemetzel sehn.
Darum „Vorwärz“ wie der alte Blücher sagte,
Ein Greis von Körper mit des Jünglings Geist,
Der immer heiter und doch oftmals klagte
„Zu wenig ist’s was ihr dem Feind abreißt“! –

In der Wildniß State of Wisconsin
U.S. of N. America. Month End
September 1866. 80 Mil[e]s North from
Jenny. Marathon Country.
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An (Erna) v. F.

Ernst ist das Leben.
Rasch weiß der Dichter sich,
Nahest Du Holde Dich
Aufschwung zu geben.
#
Wenn Deiner Augen bezaubernder Blick
Leuchtet nur lieblich entgegen
Glänzen Dir Holde die Blicke zurück
Die Deinem Zauber erlegen
#
Wenn Deine Lippen in purpurner Pracht
Leuchtend die Perlen uns zeigen,
Fühlet im Herzen ein Jeder die Macht
Die Deinem Zauber ist eigen.
#
Dir holde Silarn will ich willig sein,
Würd‘ mich selbst standhaft erzeigen
Führte auch Hertha mich opfernd zum Stein
Willig den Kopf ich würd beugen.
#
Gieb Deinem Silarne Geleit und im Blick,
Zauber liegt ja in dem Blicke,
Jugend die giebt er dem Greise zurück,
Löst selbst vom Hertha Geschicke.

1875
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An Lina Sch.

Lächle mir wenn ich auch bebe
Inständig fleh‘ ich vergieb‘.
Nachsicht üb‘ dem was ich gebe
Alles dem Dichter zu lieb.
____
Weißt Mädchen Du was süß ist?
Süß Lina – das bist Du.
Du kannst das zwar nicht wißen
Kannst selber Dich nicht küssen,
Doch sicher daß Dein Kuß
Ist süßer Hochgenuß.
Dein Liebling wird dies sagen
Hast Du ihn nicht beim Kragen:
„Süß bist Du Lina mein.“ –
Möcht wohl solch Liebling sein. –
Fertig ist der Reim geschaffen
Richtig Rithmus, Versmaß Sinn,
Doch zum Fühlen nicht zum Gaffen
Deuten meine Worte hin.
Wenn auch Dreiundsechzig Jahre
Denk ich doch „I Gott bewahre“
„Nur nicht alt sein vor der Zeit“
„Liebling fein – ich bin bereit. ——–

1875
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Nach den glorreichen Siegen 1870-71

Mächtig und mit großer Liebe
Fielen wuchtig deutsche Hiebe
Auf Napoleon den Franken,
Der nicht lassen konnt das Zanken.
#
Nur um seinen Thron zu stützen
Um recht feste drauf zu sitzen,
Fing er an den Haupt Krakehl
Schlug ihm diesmal eklich fehl.
#
Wilhelm Preußens edler König
Sprach zum Volke kurz und wenig. –
Sieh! Da braust’s gleich Sturmes Wolk‘
Mächtig auf das Deutsche Volk‘.
#
Und Napoleon zum Ärger
Baiern, Hessen, Würtemberger,
Alle kamen groß und klein
Auch die von Rensh Lobenstein.
#
Aller Hader war geschwunden
Alle standen treu verbunden
All‘ umschlang der Eintracht Band,
Von der Alpe bis zum Strand.
#
Tapfer schlugen sich die Franken
Doch sie mußten weichen, wanken,
Denn der Deutsche Blut ward warm
Schlugen drein mit nerv‘gen Arm.
#
König Wilhelm war der Lenker
Moltke war sein treuer Denker
Und die Schlachten wie der Blitz
Schlug der Königssohn der Fritz.
#
Bei Sedan ward Er gefangen
Und nach Cassel denn gegangen,
Wo er hatte endlich Ruh‘
Sah von dort der Sache zu.
#
Metz war bald darauf gefallen
Und Paris sodann am Allen.
Friedrich Carl bei Leman
Ging dem Feinde eklich dran.
#
Góben schlug Faithherb im Norden,
Werder trieb Bourbaki’s Horden
Derbe ab von Deutschlands Mark‘
Das ward bald dem Feind zu stark.
#
Futsch war Er vom Thron gefallen
Doch das Futscheste von allen
Die französische Gloir
Die gesammelt lange Jahr.
#
Futsch so wie einst die Bourbonen
Futsch sind Tausende Kanonen
Futsch war ja auch die Armee
Lebte feindlich an der Spree. –
#
So war es denn bald entschieden,
Die Franzosen wünschten Frieden
Doch bevor das war geschehen,
Sollten wir noch Großes sehen. –
#
Baierns Deutscher König sagte:
„Schon seit langen Jahren klagte“
„Jeder Deutsche aus der Seele“
„Daß ihm doch der Kaiser fehle.
#
König Ludwig vor Allen
Ließ weithin den Ruf erschallen
„Lasst uns Wilhelmus von Preußen“
„Unsern Deutschen Kaiser heißen“. –
#
Vor Paris war’s, noch inmitten
Tapfrer Helden, die gestritten;
König Wilhelm mit dem Sohn
Nahm an Deutschlands Kaiserkron! –
#
Jubel tönt im ganzen deutschen Lande,
Fester knüpfen sich die Bande,
Händedruck nach deutscher Art,
Mit dem Bruderkuß gepaart.
#
Bismarck zog nun auch von Leder
Spitzte seine scharfe Feder
Und schrieb auf mit schlankem Strich
Wie der Feind‘ gestalte sich.
#
„Wie es war einst bei den Alten“
„Elsaß werden wir behalten“
„Und von Lothringen den Strich,“
„Der da passt am besten sich.“
#
„Fünf Millarden baar im Gelde“
„Zahlt ihr und behalt’t im Felde“
„Noch ne Deutsche Legion,“
„Zahlen werdet ihr denn schon“! –
#
Heim nun kehrten Deutschlands Söhne;
Zärtlich blickte manche Schöne.
Schön sieht aus das Kreuz von Eisen
Das so viele aufzuweisen.
#
Doch so mancher fehlte
Den man bei dem Ausmarsch zählte.
Ach so mancher Sohn und Gatte
Den der Todt ereilet hatte.
#
Viele Thränen sind geflossen
Für die Theuren die erschossen.
Ach wie mancher Heldensohn
Fand im Graben seinen Lohn.
#
Ehre unsere Helden, Siegern
Ehre den gefall’nen Kriegern!
In den Kirchen hell und klar
Prangt ihr Name am Altar.
#
Ob Napoleon dem Kranken
Die Franzosen dafür danken
Daß er in so mancher Schlacht
Ihre Söhne umgebracht? –
(Ihren Ruhm hat)
#
Mögen nun nach großem Streiten
Blühen für und schöne Zeiten.
Fest steht unsre Macht am Rhein! –
Bruder lasst uns einig sein! –
#
Dann mag Sturm die Wall erschüttern
Fest steht Deutschland, nicht in Splittern.
Deutschlands Kaiser (Flagge), Deutschlands Zier
Rufst Du – Alle folgen Dir!
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Großer Sieg Napoleon III 1870

Drei Voll Divisionen Franzosen
Mit zahlreichem, schwerem Kanon,
Mit rothen recht unsauberen Hosen
Geführt von dem Kaiser und Sohn,
Die standen vor Saarbrück geschlossen
Zu stürmen die wehrlose Stadt.
So hatt es der Kaiser beschlossen,
Beschlossen der Kriegesrath. –
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Drei Compagnien 40 ger Füsliere
Schwadronen die waren auch drei,
Geführt durch tapfer Off’ziere,
Geschütze die hatten sie zwei.
Die stellten dem Feind sich entgegen,
Gedeckt hinter Graben und Baum,
Sie wollten nur Aufhalt erregen
Weit dehnen sie aus sich im Raum.
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Der Widerstand machte doch stutzen
Napoleon und seinen Stab,
Sie ließen die Ferngläser putzen
Und jagten die Fronten herab.
Es flogen elektrisch Berichte
Von stärkerer, feindlicher Macht,
Sehr ernst sei es mit der Geschichte.
Nun donnert es los, daß es kracht.
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Die 40ger aber steh’n feste
Zur Seite der tapfere Ulan,
Die Artill’rie grüßet die Gäste
So schnell sie es irgend nur kann.
Das gab drüben ekliche Lücken,
Kaum stehn die Rothhosen fest;
Nach jedem Schuß zierliches Bücken
Denn Artigkeit nie sie verläßt. –
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Und Lala vom Sitzen zu Pferde
Wird müde, es wird ihm zu viel,
Er setzt sich behaglich zur Erde,
Beginnt dort wie Kinder sein Spiel.
‘Ne Kugel hat da er gefunden
Die längst schon verlassen den Lauf,
Die hatte am Stein sich geschunden.
Voll Stolz hob der Knabe sie auf.
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Die bärtigen älteren Krieger
Gebräunt i von den und Streit
In Krimm und in Mexico Sieger
Vergossen viel Thränen vor Freud.
Napoleon fühlt sich gehoben
Die Brust ja die schwillet ihm auf;
Vor werden die Truppen geschoben,
Das Ganze muß gehen jetzt drauf.
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Doch Wunder was soll denn das heißen bedeuten?
Wir steh’n ja in blutiger Schlacht.
Wo sind denn geblieben die Preußen?
Wo steht denn die feindliche Macht? –
Weit ab schon hat längst sich verzogen
Die kleine so muthige Schaar;
Sie steht schon dort hinten im Bogen
Am schützenden Ufer der Saar.
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Napoleon ließ nun berichten
Den großartig, glanzvollsten Sieg,
Die Preußen ließ all er vernichten.
Man sprach schon vom Ende vom Krieg. –
Es mußten noch alle Kanonen
Sich üben im Schuß auf die Stadt. –
Franzosen die kennen kein Schonen
Wie oft es gezeigt sich’s schon hat.
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So ward denn auch Saarbrück besetzet
Doch weiter traut Niemand sich raus.
Ward drinn auch so Manches verletzet,
Die Sache war rasch aber aus.
Am andern Tage schon bogen
Die 40ger wieder zurück.
Die Rothhosen? – Nun die verzogen
Zur Heimath auf ferneres Glück! –
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Zur Silber Hochtzeit
dem
Geheimen Kriegsrath von Rüts und Gattin

An Bräut’gams Hand
Die Jungfrau stand
Die Mirth‘ im Haar
Vor dem Altar
Vor 25 Jahren,
Der (Kinder) Kuß
Der Freunde Gruß
Würzt Euer Mahl.
Hoch den Pokal
„Heil Euch im Silberkranze
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Frisch und gesund
Ja Enkel Rund
Goldkranz im Haar
Steht vor’m Altar
Nach 25 Jahren
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Soll’s länger sein,
Im Demant Schein
Die Zeit vergeht.
Doch es besteht
Des ew’gen Gottes Walten
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Die Zeit verrint und mit ihr eilen
Die wen’gen Tage schnell dahin
Wo mir vergonnt im Sonnenlicht zu weilen,
Wo ich noch auf der Welt zu finden bin.

Heil Christ!

Freude strahlende Blicke
Mustern des Christbaums Pracht,
Suchen was ihnen zum Glücke
Heut wohl Heil Christ hat gebracht.
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Diesem ward Gold, dem ward Seide,
Kindern ward Spielzeug, Confekt.
Allen zum Nutzen, zur Freude
Find’t sich ein Tischchen gedeckt.